
Ein großer Festzug bewegte sich
zum Abschluss
durch die Kreisstadt
LAUTERBACH. Im Jahr 1980 fand in Lauterbach das größte
Fest der Feuerwehren des Landes Hessen statt. Verbunden damit war die
125-Jahr-Feier der Lauterbacher Freiwilligen Feuerwehr. Heuer feiert
sie ihr 150-jähriges Bestehen. Im "Jahr der Feuerwehr" erinnert Kurt
Habicht an den Landesfeuerwehrtag.
1974 hatte sich Lauterbach zum ersten Mal für die Ausrichtung des
Landesfeuerwehrtages beworben, woraus aber nichts wurde. Nach
Wiederholung der Bewerbung erhielt die Kreisstadt im Mai 1978 für 1980
den Zuschlag. Das war für die Lauterbacher Feuerwehr und die Stadt
eine gute Nachricht. Zum einen feierte im gleichen Jahr die Feuerwehr
ihr 125-jähriges Bestehen, als passende Randerscheinung kam hinzu,
dass der neue Feuerwehrhauptstützpunkt eingeweiht werden konnte.
Das Land ließ sich dieses große Feuerwehrfest einiges kosten. Es
stellte einen beachtlichen Zuschuss bereit. Auch die Stadt stellte
eine Summe zur Verfügung. Der Werbeeffekt eines solchen Festes ist
natürlich um ein Vielfaches mehr wert als der von der Stadt zu
leistende finanzielle Beitrag. Die Übertragung der Ausrichtung des
neunten hessischen Feuerwehrtages, die durch den hessischen Minister
des Inneren und den Landesfeuerwehrverband erfolgte, war für
Lauterbach und seine Bürger nicht nur eine große Ehre, sondern auch
eine Verpflichtung. Vom Innenministerium wurde gewünscht, dass dieses
Fest möglichst "volksnah" gestaltet werden sollte. Dem Ministerium kam
es auch darauf an, dass dieses Fest für den Besucher nicht zu
kostspielig wird, vor allem, wenn der Besucher mit Familie kommt. Kurt
Habicht erhielt den Auftrag, sich des Festes anzunehmen. Zusammen
mit Stadtbrandinspektor Heinrich Krug ging er ans Werk. Zunächst
machten sich beide auf den Weg nach Marburg zum achten hessischen
 |
 |
Feuerwehrtag, wo die Feuerwehren
praktisch unter sich blieben. Es war klar, das musste und sollte in
Lauterbach anders werden. Kurt Habicht und Heinrich Krug nahmen den
Wunsch des Innenministeriums sehr wörtlich, denn schließlich erhielt
das Fest das Motto "Bürger und Deine Feuerwehr!"
Kurt Habicht hatte sich Gedanken über die Organisation des Festes zu
machen, einen Vorschlag zu unterbreiten und einen Organisationsplan zu
erstellen. Bei einer Besprechung mit den Vertretern des
Innenministeriums, der Landes-, Bezirks-, Kreis- und Stadtfeuerwehren
stellte er seinen Plan vor. Der Festzug sah die Einbeziehung aller
bürgerschaftlichen Kräfte vor. Es gab zunächst auf Seiten der
Feuerwehr eine ablehnende Haltung. Diese Ausrichtung des Festzuges war
vollkommen neu und für die Feuerwehr gewöhnungsbedürftig, war man doch
bisher bei den Landesfeuerwehrtagen unter sich, das heißt der Festzug
wurde nur von den Feuerwehren bestritten. Hier schritt
Ministerialdirigent Walter Kayser aus dem Innenministerium ein und
entschied, dass der vorgelegte Plan umgesetzt wurde. Schließlich
sollte ja das Fest "volksnah" unter dem Motto "Bürger und Deine
Feuerwehr", also ein gemeinsames Fest von Feuerwehr und Bürgern
werden.
In den Festzug sollten Bürger, Vereine, Verbände, Handel, Handwerk und
Industrie sowie die Feuerwehren des Landes, mit den Musikzügen
integriert werden. Alle machten mit, die Bürgerschaft stand hinter
diesem Fest. Festwagen wurden gestaltet, die Gruppen ließen sich etwas
einfallen.
Es wurden sechs Festausschüsse berufen, die am 15. Mai 1979 ihre
Arbeit aufnahmen. Zunächst der "Hauptfestausschuss". Er stand als
"Dach" über den Gremien und hatte die letzte Entscheidung und
Verantwortung. Vorsitzender war Bürgermeister Mudrack,
stellvertretender Vorsitzender Erster Stadtrat Falk, Geschäftsführer
war Kurt Habicht. Hinzu kamen Stadtbrandinspektor Heinrich Krug,
Stadtverordnetenvorsteher, die Stadträte Dr. Denk, Dietz und Appel,
Wehrführer Habermehl, von der Kreisverwaltung Heinrich Christe,
Kreisbrandinspektor Heinrich Alt, Niky Ryngler (Leiter des
Spielmannszuges) von der Polizei, Leitender Hauptkommissar Alfred
Hahner, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, Otto Richtberg, die
Stadtverordneten Fesch, Möller, Wurtinger,
 |
 |
Zitterbart, Rößling und Kurt Zinn, Schriftführer Reinhard Philipp und
Rainer Vollmöller. Weitere Ausschüsse waren Finanzausschuss,
Festzugausschuss, Ausschuss für Veranstaltungen, Quartierausschuss,
Wettkampfausschuss und Bauausschuss.Es war ein anspruchsvolles
Programm zu bewältigen: Festkommers aus Anlass des 125-jährigen
Bestehens der Lauterbacher Feuerwehr in der Eichbergsporthalle,
Ausstellung der Jugendfeuerwehr, Großgeräteschau und Funkschau,
Festakt in der Eichbergsporthalle an dem Persönlichkeiten aus Staat,
Politik, Feuerwehr, Organisationen sowie der Industrie teilnahmen,
großer bunter Abend im 4 000 Personen fassenden Festzelt,
Landesfeuerwehr-Leistungsübungen, Wertungsspiel der hessischen
Spielmanns-Fanfaren- und Musikzüge, weiterer großer
Unterhaltungsabend, großes Höhenfeuerwerk, Landesfeuerwehr-Wettkämpfe,
Konzert im Festzelt "Von der Waterkant bis Tirol", Großkundgebung und
Siegerehrung mit Innenminister Gries auf dem Adolf-Spieß-Sportplatz
und das Großereignis "Festzug" und mit dem anschließenden Musikfest im
Festzelt (hier war Stabführer Niky Ringler gefragt), Volksfest mit
Tanz im Festzelt und großer Vergnügungspark.
Schließlich musste noch ein großer Empfang für 400 geladene Gäste mit
einem riesigen Büfett in der Adolf-Spieß-Halle organisiert werden. In
den Tagen des Festes befanden sich in der Kreisstadt 5 000
Feuerwehrleute aus ganz Hessen sowie 1 600 Musiker der
Feuerwehr-Musikgruppen. Darunter Vertreter anderer Bundesländer, Gäste
aus dem Ausland und Delegationen der Patenschaften der Kreisstadt.
Es waren 180 Musikgruppen einzuladen. 6 000 Wehrführer wurden
angeschrieben. 1 000 Pkw-Parkplätze und 100 Omnibus-Stellplätze
mussten gefunden werden. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Werbung
für das Fest.
Die Presse schrieb damals zur Veranstaltung: "Wenn die Festbesucher,
vor allem aber jene aus der Landeshauptstadt feststellen könnten, dass
die Lauterbacher Organisationstalent besitzen, dann haben sich die
vielen Überstunden gelohnt". "Echtes Volksfest mit der Feuerwehr im
Mittelpunkt." "Toller Festzug, 5000 Menschen wirkten mit bei
Bilderbuchwetter." "Großartiger Abschluss. Hohes Lob für die
Organisatoren des neunten hessischen Feuerwehrtages."


|