Der Ankerturm in Lauterbach - Daten und Geschichte(n)

 
1266:   Baubeginn der Stadtmauer und der Wehrtürme
15. Jahrh.:   erste Instandsetzungen des Portturmes
1707:   erneute Instandsetzungsarbeiten am Turm
1808:   Verkauf des Turmes an Johann Friedrich Diehm jun.
1845:   Errichtung des Fachwerkaufbaus
1938:   Ausstattung des Daches mit einer Wetterfahne

Höhe:   ursprünglich ca. 13 Meter
    mit Fachwerkaufbau und Dach ca. 18 Meter
Durchmesser:   ca. 5 Meter
Mauerstärke:   ca. 1 Meter




N
achdem Lauterbach am 16.03.1266 urkundlich die Stadtrechte zugesprochen wurden, begann man mit der Errichtung eines steinernen Schutzringes um den damals noch sehr kleinen Ort, also einer Stadtmauer mit den üblichen Wehrtürmen. Diese Türme waren wie seinerzeit üblich „vorgebaut“. Sie standen also aus der Mauer heraus, was damals modernster Wehrtechnik entsprach. So konnte man von ihnen aus nicht nur das vorgelagerte Gelände einsehen, sondern auch direkt die Außenseite der Stadtmauer überwachen und Angreifer seitlich bekämpfen.
Einer dieser Wehrtürme war der „Portturm“, der an der Süd-Ost-Seite der Stadtmauer direkt neben der „Port“, also der Pforte zum Stadtinneren postiert war. Er ist heute der letzte Zeuge der kriegerischen Zeit des 13. und 14. Jahrhunderts. Die ehemalige Stadtmauer ist leider nur noch rudimentär vorhanden bzw. nur noch an sehr wenigen Stellen sichtbar.
An den mächtigen „Diebsturm“ am Untertor in der heutigen Bahnhofstraße erinnert heute leider nichts mehr. Vom mächtigen Stadtturm des „Türmertores" am heutigen „Berliner Platz“ ist wenigstens noch der Fachwerkaufbau erhalten, der heute aber unbeachtet und abseits des Stadtkerns als Gartenhaus sein Dasein fristet.
Die Überreste des Turms an der Mang im Westen sind im Unterstock zwar erhalten, aber wirklich schwer auszumachen. Aus dem Fundament des Spittelsturms im Osten wurde später das mittlerweile auch wieder verschwundene Gefängnis. Hier befindet sich heute ein neu errichtetes Geschäftshaus. Vom Graben aus sind die Fundamente des Spittelsturms aber nach wie vor sichtbar. So ist der Ankerturm das einzig fast komplett erhaltene Zeugnis der ehemaligen Wehranlage. Seinen heute gebräuchlichen Namen „Ankerturm“ erhielt er aber erst über 600 Jahre nach seiner Erbauung.

 

Der Ankerturm zierte auch das erste Prospekt von Lauterbach

 

Der ursprünglich etwa 13 Meter hohe Turm endete seinerzeit in einem offenen Rundgang und ermöglichte dadurch die Beobachtung der näheren Umgebung und die Bewachung der so genannten „Port“, also der südlichen Pforte, die einst der Hauptzugang zur Stadt war. Das als Beobachtungs- und Wehrturm errichtete Bauwerk wurde später auch zeitweise als Gefängnis genutzt.
An den Begriff „Port“ erinnert auch heute noch die „Porttreppe“, die auch damals schon seitlich am Turm vorbei direkt hinauf zum Marktplatz führte. Der heute so markante sechseckige Fachwerkaufbau, der den Turm zu einem der beliebtesten Fotomotive Lauterbachs macht, wurde aber erst im 19. Jahrhundert aufgesetzt.
Im 15. Jahrhundert musste der „Turm an der Pforte zum Wichhaus“, wie er in alten Aufzeichnungen auch genannt wurde, dann zum ersten Mal instand gesetzt werden. „Wichhaus“ bezeichnet dabei das bereits 1363 urkundlich erwähnte Schützenhaus, welches einige Hundert Meter vor der Stadtmauer lag. Es gab im Laufe der Jahre einem ganzen Vorort seinen Namen. Mittlerweile ist "Das Wichhaus" ein Viertel von Lauterbach.
I
m Jahr 1707 erfolgte dann erneut eine Renovierung des Ankerturms. Lauterbach zählte seinerzeit ca. 1550 Einwohner und 350 Häuser. Die Stadtmauer war mittlerweile von den noch heute vorhandenen kleinen Fachwerkhäusern gesäumt.


[ weiter auf der nächsten Seite ]