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Die
ursprüngliche
Wendelskapelle
muss man sich
als
gotischen
Fachwerkbau mit
dreiseitigem Chorabschluß
vorstellen, der
eine auf beiden
Seiten
abgeschrägte
Decke besaß.
Unter den
Sandsteinplatten,
die den Boden
bildeten, lagen
zahlreiche
Gräber. Die
Kanzel befand
sich an der
Nordseite der
Kapelle. Anstatt
eines richtigen
Turmes
beherbergte ein
nur kleiner
Dachreiter
die Glocke.
Es ist zu
vermuten, dass
die Kirche am
20. Oktober
geweiht wurde, dem
"Tag des
Wendelin".
Der
Standort der
kleinen Kirche
am Kreuzweg, das
war die
ursprüngliche
Bezeichnung der
heutigen
Bahnhofstraße,
lag etwa 200
Meter außerhalb
der damaligen
Stadtmauer,
östlich des
Untertores mit
seinem mächtigen
Turm. Heute
steht an dieser
Stelle, also an
der Ecke
Bahnhofstraße/Poststraße,
nur etwa 30
Meter weiter
nördlich, der
„Altbau“ des
Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums,
welcher im Jahr
1902 als
„Höhere
Bürgerschule“
errichtet wurde.
Der
Kreuzweg führte
damals vom
Untertor 600
Meter Richtung
Nordosten aus
der Stadt heraus
und verband
Lauterbach mit
der
mittelalterlichen
Fulda-Marburger
Straße. In
gerader Richtung
führte der
Kreuzweg dann
weiter nach
Schlitz und
Hersfeld. Kurz
hinter der
Stadtgrenze aber
führte sie erst
noch direkt am
damaligen
Richtplatz
vorbei, der sich
oberhalb des
heutigen
Gebietes „Am
Stück“ befand.
Im ausgehenden
Mittelalter
wandelte sich
dann die
Bestimmung der
kleinen Kapelle. Es
war die Zeit der
Reformation, die ab dem
Jahr 1526 durch
Freiherr Hermann
IV Riedesel
eingeführt
wurde. |
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Das als
Prozessionskapelle
errichtete Gotteshaus
wurde zur Totenkirche
des neu angelegten
Friedhofs, der erstmals
in der Stadtrechnung von
1569/70 erwähnt
wurde. Sie löste damit
die alte gotische
Liebfrauenkirche
innerhalb der Stadtmauer
ab, deren Friedhof
vermutlich wegen der
vielen Pesttoten, zu
klein geworden war.
Kaum 100 Jahre
später wütete in
Deutschland der
30jährige Krieg und
verschonte auch
Lauterbach nicht. Das
Ende der kleinen Kapelle
war damit leider auch
besiegelt. Sie wurde im
Jahr 1646 völlig
zerstört.
Im Jahr 1667
beschloss der Rat der
Stadt dann, die
Wendelskirche wieder
aufzubauen. Aus
Kostengründen konnte der
Neubau allerdings nur
als Fachwerkkonstruktion
ausgelegt werden. Und
selbst um diesen
finanzieren zu können,
musste man eine
Bestattungsgebühr für
den Friedhof einführen.
Fünf Gulden für einen
Erwachsenen und 2 Gulden
50 für ein Kind mussten
künftig für eine
Bestattung bezahlt
werden.
Im April 1668
stimmten die Bürger dann
auch für den Aufbau
eines Turmes, falls
genug Geld vorhanden
sei. Leider reichte es
aber nur für ein kleines
Türmchen, genauer gesagt
wieder nur für einen Dachreiter,
der auf das Dach
aufgesetzt wurde.
Lauterbach und seine
Bürger hatten damals,
wie das gesamte Land,
eine kaum vorstellbar
harte Zeit zu
durchstehen. So musste
eben auch bei dem
Gotteshaus am Nötigsten
gespart werden. Und so
konnte im September
1676 die fehlende
Glocke auch nur durch
eine Spende von fünfzehn
Gulden des Amtmannes
Johann Jost Hartmann
angeschafft werden.
Doch die
Sparmaßnahmen an dem
Gebäude machten sich
schon im Jahr 1679
bemerkbar. Umfangreiche
Renovierungsarbeiten
waren nötig, die
insgesamt 150 Gulden
kosten sollten. Da das
erwirtschaftete Kapital
durch die Bestattungen
noch nicht ausreichte,
diese Kosten zu decken,
musste die Stadt
Lauterbach aushelfen.
Knapp 80 Jahre
später sollte die kleine
Sankt Wendelskapelle
dann aber in den
Mittelpunkt der
gesellschaftlichen
Geschehnisse rücken.
Nachdem nämlich am 8.
August 1762 die alte
gotische Stadtkirche auf
dem Lauterbacher
Marktplatz, die so
genannte
„Liebfrauenkirche“,
während eines
Gottesdienstes
einzustürzen drohte,
wagten sich die
Lauterbacher Bürger
nicht mehr in
diesen fast 400
Jahre alten
Steinbau. |