Wie für alle
regionalen Gerichte gilt auch für Beutelches: es gibt
Dutzende von verschiedenen Rezepten. Wie oben schon gesehen,
variieren die Beilagen von Zwiebel- oder Specksoßen ("Ditt",
"Speckweich"), über Hackfleisch bis hin zu Gulasch.
Aber genau so viele Varianten gibt es für das Rezept selbst.
Allen gemeinsam sind die geriebenen rohen Kartoffeln. Aber
das war es dann auch schon. Die gängigste Varianten ist mit
Lauch (Porree). Es gibt aber auch Varianten mit Zwiebeln,
andere mit Möhren. Die einen geben ein Ei dazu, andere Gries
oder Haferflocken. Als Einlage wird gerne Kassler genannt
oder Pökelfleisch. Andere Rezepte nennen klein geschnittene
Wurst, quasi quer durch den Kühlschrank. Manche mit, andere
ohne Blutwurst. Es gibt aber auch Puristen, die wollen
keinerlei Fleisch und Wurst im Beutelches.
Der Phantasie ist hier also keine Grenze gesetzt. Wie oben
schon erwähnt: es wird verkocht, was da ist. Ich persönlich
mag die Variante "Quer durch den Kühlschrank". Der
Grundgeschmack ist da noch vorhanden, aber was wirklich
dabei raus kommt, ist eine Überraschung. Aber um überhaupt
eine Art Grundrezept zu haben, hier ein Rezept aus einem
alten, Oberhessischen Kochbuch:
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Beutelches
15 nicht zu kleine rohe Kartoffeln, 3 gekochte
Kartoffeln, 500 g Solberfleisch (oder Cervelatwurst),
Zwiebeln (oder das Gelbe vom Lauch), Salz, Pfeffer
Die
rohen Kartoffeln schälen und reiben, die gekochten
dazureiben. Das Fleisch oder die Wurst in kleine
Würfel schneiden und mit Salz, Pfeffer, kleingehackten
Zwiebeln (oder Lauch) zu der Kartoffelmasse geben.
Diese in kleine Leinenbeutel (etwa 8x20 cm) füllen,
Beutel zubinden und etwa eine Stunde in einem großen
Topf mit Wasser kochen. Danach nimmt man die
Beutelches heraus, schreckt mit kaltem Wasser ab,
drückt den Inhalt heraus und schneidet ihn in
Scheiben. Mit einer hellen Zwiebelsoße (oder
Bratensoße) und eventuell mit Sauerkraut servieren.
Vogelsberger Nationalgericht |
Als von Hause
aus fauler Mensch der aber trotzdem gerne kocht, habe mir
ich eine Schnell-Variante vom klassischen Beutelches
ausgedacht. Sie ist sowohl für Einsteiger als auch für Leute
geeignet, die nicht wegen eines Essens ihre ganze Küche
putzen wollen, oder die erst gar keine Möglichkeit haben,
Kartoffeln in größeren Mengen zu reiben.
Ferner benötigt man keine speziellen Leinenbeutel dafür,
denn diese sind nicht wirklich einfach aufzutreiben. Schon
gar nicht außerhalb Lauterbachs.
Das Ganze
soll, wenn es fertig ist, so aussehen:
Bei diesem
Rezept verwende ich statt frisch geriebener Kartoffeln
einfach fertigen Kloßteig (aus rohen Kartoffeln).
Dazu kommen Lauch, die erwähnten Wurstreste, gewürfeltes
Kasslerfleisch, Knoblauch, Pfeffer und eben alles, was einem
so einfällt. Für das genaue Rezept mit Mengenangaben müsste
ich das ganze einfach noch mal kochen und mitschreiben.
Normalerweise koche ich eher so aus dem Handgelenk ;-)
Die erwähnten Leinen-Beutelchen können einfach durch ein
Geschirrtuch ersetzt werden. Man gibt dazu die Masse auf das
Tuch und formt eine ca. 6 - 8 cm dicke Rolle daraus. Das
Ganze schön fest zusammen rollen und dabei die Enden
einschlagen, damit der Teig nicht heraus quellen kann. Alles
mit einem festen Zwirn umwickeln und etwa eine Stunde in gut
gesalztem, heißen Wasser ziehen lassen. Danach heraus
nehmen, kurz mit kaltem Wasser abschrecken, aufwickeln und
in Portionen abstechen. Wenn alles geklappt hat, sieht es so
aus wie auf dem Bild oben.
Wer schon mal "richtige" Beutelches nach dem Kochen aus den
Beuteln gedrückt hat, weiß wie entspannend das aufwickeln
des Geschirrtuches ist. Das geht sogar ohne Verbrühungen an
den Händen!
Aber eins ist auf jeden Fall zu beachten: wer nicht will,
dass sein Beutelches nach Lavendel oder Sommerwiese
schmeckt, bitte das Geschirrtuch vorher ohne Waschmittel
waschen oder separat auskochen! Es gibt viele Variationen
von Beutelches, aber Jasmin geht gar nicht!!
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