Lauterbach 1926 - Teil 1

Die folgenden Bilder verdanken wir dem ehemaligen Kreisschulrat Heinrich Lorentz aus Friedberg. Er war der Nachfolger des Lauterbacher Schulrats Andres. Heinrich Lorentz ging davon aus, dass die Erziehung und Bildung größtenteils auf dem Verständnis und der Liebe zur Heimat beruht. Aus diesem Grunde nahm er im Spätsommer 1926 den Heimatfilm über Lauterbach auf. Er wollte den Lauterbachern ihr kleines Städtchen und den Alltag der Bürger einmal aus einer anderen Perspektive zeigen. Filmaufnahmen waren für die Lauterbacher zu dieser Zeit natürlich etwas ausgesprochen Seltenes. Und so waren die folgenden öffentlichen Vorführungen immer sehr gut besucht.
Dass uns Schulrat Lorentz mit diesen Aufnahmen auch ein einmaliges Dokument der Geschichte unseres kleinen Städtchens hinterlassen hat, hat er seinerzeit vielleicht noch gar nicht bedacht. Um so dankbarer können wir heute sein, dass uns dieser Film erhalten geblieben ist. Und so möchte ich an dieser Stelle einige Bilder zeigen, die ich mit einigen Kommentaren versehen habe, für alle die, denen es vielleicht etwas schwer fällt, sich im Lauterbach der 1920er Jahre zu orientieren.


              

 
     


Lauterbach
Bilder vom Leben und Sein eines alten
oberhessischen Vogelsbergstädtchens
von H. Lorentz

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Teil 1
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Lauterbach
Bilder vom Leben
und Sein eines alten
oberhessischen
Vogelsbergstädtchens.

 

Freihandaufnahmen mit
Jca-Kinamo,
gefilmt und zusammen-
gestellt von
H. Lorentz
zu Lauterbach

 

Du Lauterbacher, sei stolz
auf dein schönes Städtlein,
aufgerichtet und gebaut
vom Geist der Heimatliebe,
durchweht vom Hauch der
Vergangenheit und der
Erinnerung.

 

Und Du Fremder, beschau
Dir dies prächtige
Städtchen mit seinen
Gassen und Gässchen,
seine Jahrhunderte alten
Häusern mit den hohen
Giebeldächern und den
weissen Fachwerkwänden,

 

den vielen hübschen alten
Haustüren, den Ecken und
Winkeln und Treppchen,
der mächtigen Kirche und
der stillen Burg, dem Sitz
und Brennpunkt der
einstigen
Riedeselschen Herrschaft.

 

Schau auch den alten
Gewerbfleiss und das
Leben und Treiben seiner
regsamen Bewohner, und
Du wirst warm werden in
dem kleinen Trauten Nest
und vielleicht bekennen:
An Lauterbach hab
i mein Herz verlorn.

 

Du erreichst dies Städtchen:
Von Frankfurt aus
mit der
Vogelsbergbahn.

Lauterbach-Süd

 

Auch über die
Strecke
Giessen-Fulda

Lauterbach-Nord

 

   

Hier befinden wir uns wieder im Lauterbacher Nordbahnhof. Dank der Tipps meiner treuen Besucher kann ich jetzt auch sagen, um welche Art von Lok es sich auf diesem und dem folgenden Bild handelt:

   

Es ist ein damals hochmoderner Speichertriebwagen der Bauart "Wittfeld", der damals schon mithilfe von Akkus, die vorne und hinten in den flacheren Teilen saßen, elektrisch angetrieben wurde. Hightech 1926!

   

Nun wird es belebter. Die Eisenbahn, hier wieder ein für diese Zeit üblicher Dampfzug, war seinerzeit natürlich das Transportmittel an erster Stelle.

   

Man musste sich schon etwas beeilen, wenn man einen guten Platz haben wollte.

   

Innerorts war der Pferdewagen natürlich das übliche Transportmittel - wie hier vor dem
Bahnhofshotel ("Deutsches Haus").

   

Diese beiden Damen und der Herr mit dem merkwürdigen Fuhrwerk überqueren gerade den heutigen "Walter-Dürbeck-Platz". Die Straße rechts führt nach Fulda.

   

Die gleiche Stelle mit Blick in die untere Bahnhofstraße. Das Gebäude rechts ist die 1871 erbaute "Dotzertsche Brauerei". Das Gebäude ziert heute ein mächtiger Balkon.

   

Hier blicken wir von der Kreuzung Bahnhofstraße - Fuldaer Straße auf die Villa Dürbeck. Heute ist sie fast völlig zugewachsen.

   

Jetzt haben wir leicht nach links geschwenkt und sehen den Anfang der oberen Bahnhofstraße. Dort wo auf diesem Bild der linke Teil des Zaunes und die Böschung ist,..

   

....verläuft heute die Umgehungsstraße. Hier noch mal etwas weiter Richtung obere Bahnhofstraße geschwenkt.

   

Hier blicken wir über die ganze Länge über die damals noch gepflasterte obere Bahnhofstraße. Es fahren auch schon erste Autos und LKW, aber doch sehr selten.

   

Hier einer der ersten Hartgummi-bereiften LKW der Spedition Theodor Günther.

   

Kreisdirektor Dr. Otto Michel mit Gattin und Chauffeur in der Bahnhofstraße vor dem Kreisamtsgebäude.

   

Man fährt natürlich offen!

   

Hier sehen wir noch die Ecke des Kreisamtsgebäudes in der Bahnhofstraße. Hinter der Einmündung befindet sich heute das Hauptgebäude der Sparkasse. Hier konnte offensichtlich auch links gefahren werden  ;-)

   

Ein ganz seltenes Motiv: Eine Postkutsche vor dem 1888 erbauten, alten Großherzoglichen Postgebäude in der Bahnhofstraße.

   

Diese Stelle ist heute kaum wieder zu erkennen. Links sehen wir das Gasthaus Johannesberg. Damals bildeten die Bäume den Abschluss zur Straße hin.

   

Eine typische Straßenszene? Sicher war man etwas aufgeregt, wenn jemand einen Film drehte.

   

Sehr schön eingefangen: Die spielenden Kinder mit Puppenwagen.

   

Mittlerweile befinden wir uns in der Hintergasse. Rechts das Gasthaus
"Hessischer Hof".

   

Seinerzeit standen auch hier noch Bäume. Der Zugang zum Gastraum erfolgte über die große Freitreppe, die damals quer vor dem Haus war.

   

Auch hier konnte ungefährdet vom Straßenverkehr gespielt werden.

   

Hier noch mal der Eingangsbereich des "Hessischen Hofes".

   

Der Marktplatz vor der evangelischen Stadtkirche.

   

Ein Blick vom Kirchturm Richtung Hainigstraße / Am See. Die Lauter wird von den Dächern verdeckt.

   

Der Marktplatz 1926 - rechts im "Haus Ahlbrandt" befand sich damals die Poststelle.

   

Ein Blick aus der Hainigstraße Richtung Innenstadt. Der Aufbau des Ankerturms war damals noch verschindelt.

   

Hier befinden wir uns am Schützenplatz, dem heutigen Busbahnhof. Im Hintergrund das 1612 errichtete Schützenhaus "Wichhaus". Damals in erbarmungswürdigem Zustand.

   

Natürlich findet hier gerade der Viehmarkt statt. Auch der Prämienmarkt wurde früher hier abgehalten, bevor der Platz an der "Großen Bleiche" zur Verfügung stand.

   

Was diese Herren hier rechts im Bild machen, weiß ich nicht so genau. Sicher arbeiten sie aber in der hier ansässigen Spenglerei. Wir befinden uns an der Cent.

   

Nach einen leichten Linksschwenk erkennt man die Burgwirtschaft und das Burgtor etwas besser. Auch hier nur Fußgänger und Pferdefuhrwerke.

   

Das "Gerichtstürmchen" oder auch "Hugo von Ritgen-Turm" genannt. Es wurde im Jahr 1859 von jenem Hugo von Ritgen erneuert.

   

Wieder ein Pferdefuhrwerk. Diesmal mit Spaltholz beladen.

   

Eine sehr seltene Aufnahme von Heinrich Zinn und seinem Sohn Karl. Wir befinden uns an der Ecke Cent / Obergasse - dem "Zinne Eck". Der Ladeneinbau erfolgte 1908.

   

Hier ein Blick vom gleichen Standort in die Obergasse. Links das Haus der Seifensiederei Sandmann, die seit 1911 hier ansässig war.

   

Jetzt sind wir quasi am anderen Ende der Straße: Am Eisenbacher Tor mit Blick zum Löwendenkmal im Hintergrund.

   

Hier rechts befindet sich heute übrigens das Modehaus Kimpel. Das vorstehende Haus im Hintergrund, die Metzgerei Georg Rehn, wurde später verkehrsbedingt abgerissen.

   

Noch ein letzter Blick auf diese Ecke. Wieder ein Hartgummi-bereifter LKW.

   

Hier blicken wir in den Steinweg. Im Hintergrund der Turm der Stadtkirche.

   

Wieder der Steinweg in etwas anderer Perspektive. Den drei jungen Damen ist das ganze wohl etwas peinlich.

   

Nun befinden wir uns in der Kanalstraße. Die Häuserreihe sucht man heute so vergebens. Hier wurden fast alle Gebäude abgerissen und erneuert.

   

Ein kleiner Linksschwenk und wir sehen im Hintergrund die Metzgerei Bönsel.

   

Ein Blick über den Entenberg zur Stadtkirche. Sehr schön auch die alte schmale Lauterbrücke.

   

Hier hat sich verhältnismäßig wenig verändert. Wir blicken vom "See" auf die Häuser am oberen Graben.

   

Nach einem kräftigen Linksschwenk blicken wir entlang der Lauter auf das Gebiet "Am See", im Hintergrund der Entenberg.

   

Dieser Herr mit Leiter und Eimer und einem ungewöhnlichen Seemannsbart war sicher ein Original. Erkennen Sie an der Häuserecke wo wir uns befinden?

Ende des ersten Teils.
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